• Gestalttherpeut im dritten Ausbildung am higw in Hamburg
  • Systemischer Berater am istob-zentrum in München

Geboren bin ich 1979 in Münster-HIltrup. Eine halbe Stunde später als meine Zwillingsschwester. Jetzt, mit 46 Jahren frage ich mich manchmal, was eigentlich eher da war: ich oder meine Gehbehinderung, die die Mühen der Geburt hinterlassen haben? Ich denke, ich habe mit den Jahen ziemlich gut aufgeholt, die Behinderung und ich gehen mittlwereile meist ganz friedlich Hand in Hand neben einander her.

Allein: Der Weg war steinig. Und er hat mich zudem gemacht, was ich heute gerne bin. Aufgwachsen in einem kleinen Ort im Münsterland. Die Welt war furchtbar klein und meistens auch bedrohlich, voller Stolperfallen und anderen Menschen, die alle nicht (sichtbar) behindert waren. Meistens war es nicht so schön. Ich habe mir die Welt vorsichtig etwas größer gemacht als ich nach Münster zum studieren gegangen bin. Als erster in meiner Familie. Die Welt war plötzlich groß und meistens auch bedrohlich, voller Stolperfallen und anderen Menschen, die alle nicht (sichtbar) behindert waren. Aber es wurde irgendwie besser, ich war mehr ich als vorher. Germanistk, Anglistik, Philosphie, ein bisschen Erziehungswissenschaften. Lange studiert, ziemlich viel für den Kopf getan. Studium Library and Information Science: Studium für Kopf und den Arbeitsmarkt. Ich dachte, ich müsste Bibliothekar werden. Ich war kein guter Bibliothekar. Über Umwege in der Studienberatung an der TU München gelandet: Plötzlich konnte ich etwas! Menschen helfen, ihr Leben zu gestalten, zu entscheiden, Träumen und Ängsten zu begegnen. Das war eine Offenbarung. Dahinter wollte ich nicht wieder zurückfallen und ich habe eine systemische Ausbildung gemacht. Vieles war von da an gut.

Gut genug, dass sich die Teile in mir melden konnten, denen es nicht gut gegangen ist: Körper, Gefühle, Empfindungen. Alles unterhalb des Halses war nicht in Ordnung, gehörte nicht zu mir. Richtige Krisenzeiten brachen an!

This is where Gestalt came in. In der Gestalttheraphie dürfen alte Wunden langsam heilen. Gestalt ist Akzeptanz, ist Halten und Begleitung. Augenhöhe und „Das-darf-sein“. Gestalt tut unheimlich gut. Jedem und Jeder. In großen wie in kleinen Krisen. Irgendwas ist immer.

Ich möchte mich zur Verfügung stellen. Begleiten, hören, mitgehen. Bejahen und Stärken. Kritisch anmerken und spiegeln. Auch mal Nein sagen. Aber immer zugewandt, immer an Ihrer Seite in unserem gemeinsamen Prozess.



Bernd Zumdick